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Interview mit dem Head of Content von Sky Show

«Der Streaming-Markt ist ein anderer als noch vor drei Jahren»

Laut einer repräsentativen Studie laufen in der Schweiz allen Streamingdiensten die Abonnenten davon. «Uns nicht!», sagt ein Verantwortlicher von Sky Show.

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Sky Originals, die für Gesprächsstoff sorgen.

Sky Originals, die für Gesprächsstoff sorgen.

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Mischa Christen

Netflix: minus 300'000 im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht einem Verlust von knapp zehn Prozent. Doch nicht nur Netflix Schweiz leidet unter schwindenden Nutzer-Zahlen, auch andere Streamingdienste wie Disney+ und Sky Show verzeichnen Rückgänge.

Zumindest wenn man der Ende August veröffentlichten Studie der IGEM-Digimonitor Glauben schenkt. Einmal im Jahr erhebt die Interessengemeinschaft die audiovisuelle elektronische Mediennutzung in der Schweiz und kam dieses Jahr zum Schluss: Die Schweiz ist streamingmüde geworden.

Einer, der das überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist Fabian Stein, Head of Content von Sky Show.

Tele.ch: Herr Stein, laufen Ihnen die Abonnenten davon?

Fabian Stein: Nein, ganz im Gegenteil. Wir verzeichnen sogar ein klares Wachstum der Abo-Zahlen.

Dann ist die Studie falsch?

Ich kann ja nur für uns sprechen. Aber ich muss vorausschicken, dass der Digimonitor-Bericht keine Abonnement-Zahlen erhebt, was dann leicht missverstanden werden kann. Generell muss ich sagen, dass mich die Zahlen der Studie erstaunen, weil sowohl unsere Abonnentenzahlen als auch unsere Zuschauerzahlen, die wir natürlich täglich messen, genau das Gegenteil beweisen.

Was sehen Sie denn für Zahlen bei Sky?

Absolute Zahlen kommunizieren wir nicht. Aber ich kann Ihnen verraten, dass wir im letzten Jahr punkto Abonnements um dreissig Prozent zugelegt haben.

Das ist wohl dem Sportangebot von Sky zu verdanken.

Nein, dieses Wachstum verzeichnen wir sowohl beim Sport als auch beim Serien- und Filmangebot von Sky Show.

Was machen Sie denn bei der Gewinnung von Abonnenten besser als etwa Netflix?

Ich denke, der Streamingmarkt wird weiterwachsen. Und zwar für alle Anbieter. Netflix hatte natürlich den Vorteil, dass sie die Ersten waren im Markt. Die haben das Streaming ja sozusagen erfunden. Wir haben Sky Show klar positioniert und sehen für uns noch grosses Wachstumspotenzial im Schweizer Markt.

Wie gedenken Sie dieses auszuschöpfen?

Wir werden nächstes Jahr noch mehr in Inhalte investieren können. Bei den meisten unserer Mitbewerber ist der Fokus etwas anders: Die investieren, soweit  wir das beurteilen können, tendenziell weniger. Und dann gab es da ja noch den Streik der Drehbuchautorinnen und der Schauspieler in den USA.

Und warum muss Sky nicht sparen?

Da muss ich etwas ausholen. In den letzten Jahren erschlossen immer mehr Streaminganbieter den Markt. Viele davon wurden von US-Studios gegründet, welche die gesamte Verwertungskette bedienen wollten, also von der Produktion der Inhalte bis hin zur direkten Vermarktung bei den Kunden in allen Ländern. Sky verfolgt ein anderes Konzept: Aggregation.

Was bedeutet das?

Wir bieten nicht nur eigenproduzierte Inhalte, sondern lizenzieren auch von anderen Anbietern und Sendern. Etwa von Paramount und HBO. Demnächst werden wir auch ausgewählte Serien von Amazon ins Sortiment aufnehmen.

Apropos Eigenproduktionen: Sky Deutschland produziert keine fiktionalen Inhalte mehr.

Richtig. Wir werden aber weiterhin Sky Originals aus Grossbritannien und Italien zeigen. Und für die Schweiz stellt sich diese Frage ohnehin nicht. Die Investitionspflicht schreibt uns vor, in Schweizer Produktionen zu investieren, was wir aber auch schon zuvor gemacht haben.

Sie sprechen das Filmgesetz an, das 2024 in Kraft tritt. Demnach müssen Sie vier Prozent vom jährlich in der Schweiz erzielten Bruttoeinkommen in das hiesige Filmschaffen investieren.

Ja, aber das war ohnehin unsere Absicht. Schliesslich hatten wir bereits mit der Comedyserie «Tschugger» eine Co-Produktion zusammen mit SRF. So was wollen wir wieder machen. Die Schweiz ist halt ein kleiner Markt, was es für uns schwierig macht, hochwertigen Content selbst zu produzieren. Und darum setzen wir auf Co-Produktionen.

Welche sind denn aktuell geplant?

Es laufen mehrere Projekte. Da nicht alle umgesetzt werden können, ist es jetzt noch zu früh, um Details zu verraten.

Bei «Tschugger» sind Sie ja nach der zweiten Staffel ausgestiegen.

Ja, da haben SRF und wir uns leider nicht mehr gefunden, was sehr schade ist. Die Staffeln drei und vier werden bei Sky Show aber auch zu sehen sein, allerdings nicht zeitgleich.

Der Output-Deal mit HBO ermöglicht es Sky, hervorragende Serien wie «The Last of Us», «Succession» und «The White Lotus» zu zeigen. Wie lange läuft dieser Deal noch?

Noch mehrere Jahre. Die Sky Group ist optimistisch, dass wir die Partnerschaft fortsetzen werden. HBO beobachtet selbst, dass neue Anbieter im Markt ein nicht unbedingt einfaches Umfeld vorfinden. Und die jahrelange Partnerschaft zwischen HBO und Sky hat für beide Seiten einen grossen Wert.

Dann kommt der Streamingdienst HBO Max nicht in die Schweiz?

Das weiss ich natürlich nicht. Der Markt ist aber ein anderer als noch vor zwei bis drei Jahren. Und im deutschsprachigen Raum bzw. auch darüber hinaus hat HBO ein etabliertes Modell gefunden, nämlich eine Partnerschaft mit uns! (Lacht.)

Dann werden Sie wie bis anhin ausgewählte Inhalte von HBO ins Portfolio aufnehmen?

Genau. Aber es sind noch andere Szenarien denkbar. Das wäre dann jedoch reine Spekulation von mir.

Welche Highlights erwarten uns dieses Jahr bei Sky Show noch?

Wir zeigen etwa exklusiv die drei «The Walking Dead»-Spin-offs, von Amazon lizenzieren wir alle fünf Staffeln «The Marvelous Mrs. Maisel», und der Kino-Actionknaller «Fast & Furious 10» ist ab 8. Dezember bei uns abrufbar.

Fabian Stein (45) ist Head of Content Fiction beim CH-Streamingdienst Sky Show.

Fabian Stein (45) ist Head of Content Fiction beim CH-Streamingdienst Sky Show.

ZVG
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Von Mischa Christen am 22. November 2023 - 08:15 Uhr