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ARD – «Oderbruch»

Leichenberg im Sumpfgebiet

Die ARD-Serie «Oderbruch» bricht mit gängigen Krimi-Konventionen.

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Maggie (Karoline Schuch) stochert in ihrer eigenen düsteren Vergangenheit.

Maggie (Karoline Schuch) stochert in ihrer eigenen düsteren Vergangenheit.

ARD Degeto/Syrreal Dogs GmbH/CBS
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Mischa Christen

Das Oderbruch – so wird ein trockengelegtes und an Polen grenzendes Sumpfgebiet im Osten von Brandenburg genannt. Dieser Naturraum gehört zu den am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands – und hat eine tragische Geschichte vorzuweisen.

1945 wütete hier der Zweite Weltkrieg mit einer seiner blutigsten Schlachten. Die Rote Armee stiess bei ihrem Vormarsch Richtung Berlin auf erbitterten Widerstand der deutschen Wehrmacht. Mehrere zehntausend Soldaten verloren dabei ihr Leben. Längst sind nicht alle Gefallenen geborgen, geschweige denn identifiziert. Das Oderbruch ist bis heute eine einzige riesige Grabstätte.

In der ARD-Krimiserie wird es zum Schauplatz von Mordfällen nie dagewesenen Ausmasses: In der Nähe eines Dorfes stossen Angler im Morgengrauen auf einen etwa zwei Meter hohen Leichenberg, der sich aus sterblichen Überresten von Tieren und über hundert Menschen zusammensetzt. Wie man später eruiert, reicht der Zeitpunkt ihres Todes wenige Tage bis Jahrzehnte zurück.

Sofort wird eine Sondereinheit der Polizei ins deutsch-polnische Grenzgebiet beordert, um den makabren Fund zu untersuchen. Steckt ein Serienkiller dahinter? Oder ist es das Werk einer barbarischen Sekte? Die Toten scheint nichts zu verbinden, ausser dass sie teilweise komplett ausgeblutet sind.

Der ortskundige Kriminalkommissar Roland Voit (Felix Kramer) und der polnische, fliessend Deutsch sprechende Kripobeamte Stanislaw Zajak (Lucas Gregorowicz) unterstützen die Ermittler im Oderbruch. Auch Voits Ex-Kollegin und Jugendliebe Maggie Kring (Karoline Schuch) wird hinzugezogen. Sie hatte Ort, Familie und Beruf nach dem mysteriösen Tod ihres Bruders bei der Oderflut 1997 verlassen. Zudem gehört der Fundort der Leichen zum Grundstück ihres Vaters. 

«Die Serie überwindet die Genre-Grenzen und macht einen Exkurs ins Surreale.»

Gemeinsam – und doch jeder für sich – versuchen die drei das Geheimnis des Leichenbergs zu lüften. Dabei wird Maggie gezwungen, in der düsteren Vergangenheit ihrer eigenen Familie zu stochern, was sie an die Grenzen des Vorstellbaren und darüber hinaus bringt.

So, mehr wird an dieser Stelle zum Plot nicht ausgeplaudert. Und was gibt es zur Qualität von «Oderbruch» zu sagen? Nur Gutes: Es ist eine Highendserie, die gängige Genre-Grenzen überwindet und einen Exkurs ins Surreale wagt. Die zudem mit einer einzigartigen Visualität und einer ausgeklügelten Erzählweise aufwartet. Das macht «Oderbruch» zu einer Serie, wie man sie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland noch kaum je gesehen hat.

Karoline Schuch, die Maggie Kring spielt, zeigte sich in einem Interview hoch erfreut, dass die ARD den Mut hatte, «sich nicht permanent im Krimi-Einheitsbrei auf der einen und der Feel-Good-Romantik auf der anderen Seite» aufzuhalten. Sie weiss, wovon sie spricht: Vor über 20 Jahren gelang der heute 42-Jährigen der Durchbruch in der Seifenoper «Verbotene Liebe».

Karoline Schuch fiel kürzlich auch in der ZDF-Serie «Die zweite Welle» positiv auf. Sie legt nun in «Oderbruch» nach und beweist erneut, welche mimischen Fähigkeiten in ihr stecken.

Die bedrohliche Grundstimmung dieses Achtteilers sowie die Tonalität der musikalischen Untermalung erinnern stark an «Dark»: Die erste deutsche Netflixserie hat zwischen 2017 und 2020 für Begeisterungsstürme gesorgt. Im Produktionsteam von «Oderbruch» dürfte sich also der eine oder andere «Dark»-Fan befinden. 

Oderbruch

ARD | Krimiserie

Mit Karoline Schuch, Felix Kramer, Lucas Gregorowicz

Episoden 1–4: Freitag, 19. Januar, 22.20 Uhr, ARD
Episoden 5–8: Freitag, 26. Januar, 22.20 Uhr, ARD

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Mischa ChristenMehr erfahren
Von Mischa Christen am 15. Januar 2024 - 08:00 Uhr