Den Hader in der Ader: SRF 1 bringt die zweite Staffel des Dienstagskrimis «Mordsschwestern»

Mal abgesehen von der «Chefin» gingen am Dienstagabend auf SRF 1 jahrzehntelang ältere, männliche Ermittler auf Verbrecherjagd. Doch letzten Herbst steuerte man mit den «Mordschwestern» in neue Krimi-Gewässer und liess zwei Frauen Ende dreissig ran.

Das Risiko hat sich gelohnt. Zwar reihten sich die «Mordsschwestern» quotenmässig hinter «Wilder» und «Der Alte» ein, sie holten mit über 25 Prozent aber einen respektablen Marktanteil ab. Auch bei unseren deutschsprachigen Nachbarländern fand der mit ZDF und ORF koproduzierte Krimi Anklang. Darum wird jetzt nachgelegt. Und als Sahnehäubchen gibt es in Staffel 2 sogar sechs Episoden statt nur vier.

In Folge 1 «Die Made» geht es um die Sportlehrerin Janina Janssen (Kim-Sarah Brandts), die spurlos verschwindet und nach zwei Wochen erschossen aufgefunden wird. Während sich Hauptkommissarin Viktoria Lorentzen (Lena Dörrie) mit der Unterstützung von Kollege Sami (Tamer Trasoglu) im Umfeld des Opfers umsieht, untersucht Viktorias Schwester, Forensikerin Feli (Caroline Hanke), die titelgebenden Maden der Leiche. Diese sollen nämlich entscheidende Fragen beantworten: Wann wurde Janina ermordet? Sind Fundort und Tatort identisch?

Bei der Obduktion kommt heraus: Janina war schwanger, doch ihr querschnittgelähmter Gatte kann unmöglich der Vater sein. Das katapultiert die Ermittlungen in eine ganz andere Richtung. Janina hatte sich offensichtlich über eine Onlineplattform mit anderen Männern getroffen, die nun ins Visier der Kommissare geraten.

Der Mordfall fordert die Schwestern beruflich stark heraus. Da täte eine erholsame Oase nach Feierabend besonders gut. Die Familien-WG bietet das aber schon mal nicht: Feli und ihr Sohn haben ein ganz anderes Ordnungssystem als Viktoria und Tante Jule (Anne Moll) – nämlich gar keins. Viktoria möchte das gern ändern und hat schon einen Plan. Dumm nur, dass ihre Schwester herzlich wenig davon hält.

Der neue Dienstagskrimi läuft grundsätzlich nach Schema F ab: Leiche wird entdeckt, Polizei gerufen, Leiche untersucht, Ermittlungen beginnen, Leute werden befragt, Verdächtige tauchen auf, und am Ende gesteht jene Person das Verbrechen, von der man es am wenigsten erwartet hätte. «Mordsschwestern» erfindet das Krimirad also nicht neu.

Muss es auch nicht. Warum sollte man an den Grundzutaten eines Rezepts rütteln, das sich seit Jahrzehnten bewährt? Ausserdem: Zwei Schwestern wie Tag und Nacht, die im lauschigen Flensburg gemeinsam auf Mörderhatz gehen, das funktioniert auch in der zweiten Staffel recht gut.

Dieser Meinung ist hoffentlich auch wieder das SRF-Publikum. Denn das Dauergezänk der beiden einander in Hassliebe ergebenen Ermittlerinnen sorgt für einige Schmunzler, ohne dabei ins Alberne abzudriften. Die Lösung des Falles steht immer im Mittelpunkt und wird einfach mit etwas Wortwitz und nordfriesischem Flair garniert.

Noch ein Plus: Der türkisch-deutsche Schauspieler Tamer Trasoglu gibt den sanftmütigen Hünen Sami Farhadi erneut schelmisch und mit viel Liebe zum Detail.