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Prime Video – «Die Therapie»

«Was ist schon gut und was böse ?»

Sebastian Fitzek (52) schreibt einen Psychothriller-Bestseller nach dem anderen. Jetzt kommt sein Erstling «Die Therapie» als Serie auf Prime Video.

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Was weiss Anna (Emma Bading) über das Verschwinden von Viktors (Stephan Kampwirth) Tochter?

Was weiss Anna (Emma Bading) über das Verschwinden von Viktors (Stephan Kampwirth) Tochter?

Prime Video
TELE
Simone Reich

Er ist der Meister des deutschen Psychothrillers, der ungekrönte König des Twists. Keiner platziert die Wendungen in seinen Geschichten so elegant, niemand jongliert so geschickt mit Gut und Böse wie der Berliner Bestsellerautor Sebastian Fitzek (52).

Fünf seiner bisher 26 Romane wurden verfilmt. Nun startet auf Prime Video die erste Serienadaption eines Fitzek-Bestsellers. Mit «Die Therapie» wagte sich der Streamingdienst an Fitzeks Debütroman aus dem Jahr 2006.

Tele.ch: Nach fünf Fitzek-Verfilmungen kommt nun erstmals eine Fitzek-Serie. Was ist diesmal anders?

Sebastian Fitzek Es geht für mich ein grosser Traum in Erfüllung. Zum ersten Mal müssen wir nicht die ganze Zeit überlegen, wo wir kürzen und vereinfachen können, da es eine Serie ist und kein Film. Und wir kommen nicht zur Hauptsendezeit ins Fernsehen, so müssen wir uns auch keine Gedanken wegen des Jugendschutzes machen, Primetime heisst ja immer FSK 12.

Nun, besonders blutig geht es ja bei «Die Therapie» nicht unbedingt zu und her.

Darum geht’s nicht. FSK 12 bedeutet unter anderem, dass Gut und Böse klar voneinander zu unterscheiden sein müssen. Und das Wesen eines Psychothrillers ist nun mal, dass dem eben gerade nicht so ist (grinst).

Wie viel Einfluss hatten Sie auf das Endprodukt? Schrieben Sie am Drehbuch mit?

Ich bin bei allem gefragt worden, habe jede Drehbuchfassung bekommen. Der Austausch mit der Produktionsfirma, den Drehbuchautoren aus dem Writers’ Room und den Regisseuren war intensiv. Aber ich habe diesen Einfluss ganz bewusst nicht gesucht. Ich habe immer gesagt: Wenn ihr mich als Sparringspartner braucht, stehe ich zur Verfügung. Für mich ist ein Drehbuch eine ganz eigene Kunstform.

Keine Angst gehabt, dass es nicht so rauskommt, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Nein. Ich finde, die originäre Aufgabe eines Autors ist, eine Romanvorlage zu schreiben. Wenn er will, dass sie verfilmt wird, muss er oder sie sich bemühen, das Buch in die richtigen Hände zu geben. Das ist wie bei einer Operation: Sie können sich das Krankenhaus zwar aussuchen, aber Sie können schlecht dem Chirurgen sagen, wie er das Skalpell zu führen hat.

Hat es Sie nie gereizt, selber Drehbücher zu schreiben?

Ich habe früher versucht, Drehbücher zu schreiben, und gemerkt, wie schwierig das ist. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Zumal bei einem Drehbuch auch wahnsinnig viele Leute reinreden. Ich mag es schon ganz gerne, allein zu schreiben. Natürlich habe ich für meine Bücher Lektorinnen, die Fragen stellen. Aber ein Drehbuchautor muss sehr flexibel sein, nicht nur gegenüber dem Romanautor.

Schreiben Sie Ihre Romane heute anders im Wissen, dass sie verfilmt werden könnten?

Das nicht. Aber manchmal stosse ich auf Wendungen, bei denen ich denke: Oje, wenn das irgendwer verfilmen muss! Das schafft man unmöglich, das geht gar nicht, ich wüsste nicht, wie! (Lacht.) Denn die Kamera zeigt ja alles, was ich im Roman noch ausblenden kann. An erster Stelle ist es für mich natürlich wichtig, dass mein Stoff als Roman funktioniert.

Sie hatten auch schon Cameo-Auftritte in Ihren Filmen. Bei «Die Therapie» nicht?

Doch, aber man sieht mich nicht, es ist nur meine Stimme zu hören. Ich spreche die Podcastfolgen ein, die zu hören sind. Das finde ich super, denn eigentlich bin ich kein grosser Fan von Cameo-Auftritten.

Aber Sie waren schon auch am Set?

Ja natürlich, das ist ja unglaublich spannend. Und ich bin jemand, der sehr gerne begreifen will, wie Dinge funktionieren. Ich sitze oft im Kino und denke mir: Wie haben die das gemacht? Wie kann man so viel Vorstellungskraft haben und alles am Schluss genau so zusammenbringen, dass es passt? Obwohl ich am Set war, weiss ich aber immer noch nicht genau, wie alles funktioniert.

«Die Therapie» wird ab dem 26. Oktober praktisch auf der ganzen Welt zu sehen sein. Haben Sie sich darüber schon mal Gedanken gemacht?

Nee, ich habe einen guten Verdrängungsmechanismus. Ich will da möglichst naiv an die Sache herangehen. Sonst hätte ich viel zu viel Angst und Scheren im Kopf: Oh, ob den Polen das gefällt? Oder: Oh, mögen die Griechen das jetzt?!

Sebastian Fitzeks 26. Roman heisst «Die Einladung» und erscheint am 25. Oktober.

Sebastian Fitzeks 26. Roman heisst «Die Einladung» und erscheint am 25. Oktober 2023.

Getty Images
Zum Inhalt von «Die Therapie»

Wer Sebastian Fitzeks Erstlingsroman «Die Therapie» (2006) schon mal gelesen hat und sich nur noch vage an die Handlung erinnert, dem sei geraten: Finger weg vom Buch! Man würde sich vor dem Anschauen der Serie bloss selber spoilern und brächte sich um einige wichtige Aha-Momente. Die Psychothrillerserie «Die Therapie» beginnt mit dem Schlimmsten, was Eltern überhaupt zustossen kann: Während eines Arztbesuchs verschwindet die 17-jährige Josy (Helena Zengel) spurlos. Ihre Eltern, der renommierte Psychiater Viktor Larenz (Stephan Kampwirth) und dessen Frau Isabell (Andrea Osvárt), sind ohnmächtig vor Angst und Sorge. Zwei Jahre später: Viktor Larenz hat sich in ein einsames Ferienhaus auf der Nordseeinsel Parkum zurückgezogen, als eines Tages eine mysteriöse Frau namens Anna Spiegel (Emma Bading) auftaucht. Was weiss sie über Josys Verschwinden? Anna will Viktor bei der Suche nach Josy helfen – unter der Bedingung, dass er sie therapiert. Widerwillig lässt er sich auf den Deal ein, überspannt aber den Bogen, was eine Kette von tragischen Ereignissen auslöst. Parallel zu Viktor Larenz’ Suche nach Josy wird die Geschichte von Dr. Roth (Trystan Pütter) erzählt, der mit unkonventionellen Behandlungsmethoden in der Psychiatrie auffällt. Ausgerechnet Dr. Roth stösst auf Spuren von Josy. –  Ein fesselnder Psychotrip mit haarsträubenden Twists.

Verloren in der Weite der Ostsee:  Viktor Larenz (Stephan Kampwirth).

Verloren in der Weite der Ostsee: Viktor Larenz (Stephan Kampwirth).

Prime Video
Die Therapie ★★★★☆

Prime Video | Psychothrillerserie | 1. Staffel

Mit Helena Zengel, Stephan Kampwirth, Andrea Osvárt, Emma Bading

D 2023. ab 26. Oktober 2023

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Simone ReichMehr erfahren
Von Simone Reich am 19. Oktober 2023 - 18:00 Uhr