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10 Horrorfilme aus Australien

Im Outback hört dich niemand schreien

Dank George Millers «Mad Max»-Reihe (ab 1979) stammt der kultigste postapokalyptische Actionheld aus Down Under, und mit «Razorback» (1984) von Russell Mulcahy zeichnet das Land für den wohl einzigen Killerwildschwein-Rachethriller überhaupt verantwortlich. Aber wenn es um richtigen Horror geht, steht Australien etwas dürftig da – besonders im Vergleich zum viel kleineren Nachbarn Neuseeland. Das heisst aber nicht, dass die Aussies gar nichts zu bieten haben, wie folgende Beispiele (und «Talk to Me») beweisen.

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Jim Caviezel im 2008er-Remake von «Long Weekend» (1978).

Jim Caviezel im 2008er-Remake von «Long Weekend» (1978).

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Patrick Schneller

Ein Stadt-Ehepaar in der Krise fährt übers Wochenende an einen abgelegenen Strand, wo bald mysteriöse Dinge geschehen. Im beklemmenden Öko-Horrordrama von Colin Eggleston schlägt die Natur schleichend, aber gnadenlos zurück bis zum bitteren Ende. 2008 zeigte das gleichnamige, überraschend gelungene Remake mit Jim Caviezel, dass das Thema zeitlos ist – und heute aktueller denn je.

1978; Blu-ray/DVD/Youtube O-Ton*

Ein elitärer Kult, dessen Mitglieder Menschenblut schlürfen, will die Macht an sich reissen! Eine subversive Vampirstory als kluge Metapher, wie das Establishment die Unterschicht ausbeutet: Das originelle Frühwerk von Serienspezialist Rod Hardy präsentiert moderne Blutsauger, lange bevor diese zum Genre-Standard, ja geradezu Klischee, verkommen sind.

«Thirst», 1979; VoD/Youtube O-Ton

 

Nach dem Überraschungserfolg seines einschläfernden Telekinese-Reissers «Patrick» inszenierte Richard Franklin (1948–2007) diesen stimmigen Mix aus Serienkiller-Roadmovie und Giallo, in dem Stacy Keach als Lkw-Fahrer einen Frauenmörder zur Strecke bringen will. Sein Glanzstück drehte Franklin zwei Jahre später in Hollywood: «Psycho II» mit Anthony Perkins, die wohl unterschätzteste Fortsetzung der Filmgeschichte.

«Roadgames», 1981; VoD/Prime Video

 

Der futuristisch angehauchte Mix aus Horror im Fascho-Knast und Menschenjagd zum Vergnügen der Elite (à la «Graff Zaroff: Genie des Bösen») ist der vielleicht perfideste «Ozploitation»-Kracher – und sicher der beste Film des soliden Handwerkers Brian Trenchard-Smith, der vier Jahre später mit «Crabs …die Zukunft sind wir» («Dead End Drive-In») um eine postapokalyptische Gefängnisbrache für Jugendliche auch einen der bescheuertsten australischen Genrefilme drehte.

«Turkey Shoot», 1982; zzt. vergriffen/nicht verfügbar

Der so durchdachte wie schonungslose Heiminvasions-Schocker über marodierende Teenager, die am Ende den Opferzorn zu spüren bekommen, ist zu Unrecht einer der vernachlässigtsten Knüller aus Australien. Erschien bis heute offiziell nie im deutschsprachigen Raum, im Gegensatz zu «West Coast Horror» («Contagion», 1987), dem anderen Genrefilm von Karl Zwicky, der seither nur noch fürs Fernsehen dreht und trotz des eidgenössisch klingenden Namens aus Perth stammt. 

1988; Youtube O-Ton

Nicole Kidman und Sam Neill unternehmen als traumatisiertes Ehepaar einen Segeltörn, um den Unfalltod des Sohnes zu verarbeiten. Da retten sie einen Mann (Billy Zane) in Seenot, der sich als mörderischer Psychopath erweist. Philip Noyce schuf ein nervenzerfetzendes und klaustrophobisches Kammerspiel auf hoher See, das ihn nach Hollywood führte, wo er zum gefragten Thriller-Regisseur der 90er-Jahre avancierte. Nicht einmal Meister Hitchcock hätte «Todesstille» mehr Suspense bescheren können.

«Dead Calm», 1989; VoD

Drei Rucksacktouristen geraten im Outback an einen sadistischen Serienkiller, wahrhaft beängstigend verkörpert von John Jarratt. Basierend auf Tatsachen liefert Greg Maclean Terrorkino in seiner abgründigsten Form. Acht Jahre später doppelte er mit «Wolf Creek II» nach, und 2016/17 folgte gar eine zwölfteilige Serie.

2005; Youtube O-Ton

Ein Ehepaar aus der Stadt gerät im abgelegensten Hinterland an zwei gewalttätige Brüder und deren dominanten Vater. Jamie Blanks («Long Weekend»-Remake, s. oben) verpasst dem klassischen Hinterwäldler-Horror einen zeitgenössischen Anstrich und führt die düstere Story zu einem stürmischen Finale.

2007; Youtube O-Ton

Eine junge Witwe hat ihre liebe Mühe mit ihrem Sohn, der glaubt, dass ihm das titelgebende Monster an den Kragen will. Und tatsächlich lauert etwas im Keller. Der Spielfilm-Erstling von Jennifer Kent ist eine höchst originelle Schauermär mit Albtraum-Garantie, die auch als Trauerbewältigungs-Parabel funktioniert. Mit «The Nightingale» (2018), ihrem feministischen Rachethriller in historischem Gewand, toppte Kent Babadook sogar noch.

«The Babadook», 2014; Blu-ray/DVD/VoD/Prime Video

Das beeindruckend reife Spielfilmdebüt von Natalie Erika James ist ein aufwühlendes Demenz-Drama mit der unheimlichen Atmosphäre eines Spukhaus-Gänsehautgaranten und gleichzeitig das sensible Porträt dreier Frauen aus drei Generationen derselben Familie. Will meinen: einzigartiger Körperhorror erster Güte!

2020; Blu-ray/DVD/VoD/Prime Video

Neuseeländischer Bonusfilm 
Die am sträflichsten übersehene Genre-Perle Ozeaniens stammt von den Kiwi-Inseln: Garth Maxwells Spielfilmdebüt ist eine queer angehauchte Horrorfabel mit surrealen Untertönen um die Wiederfindung zweier als Kinder voneinander getrennter Geschwister, mit der tragischen Trans-Ikone Alexis Arquette (1969–2016) in der Titelrolle. Bis dato nie auf deutsch erschienen, lief der filmische Fiebertraum 2002 immerhin untertitelt auf SRF 1. Dank der US-Blu-ray des Liebhaber-Labels «Altered Innocence» ist das lange verschollene Juwel nun endlich in Top-Qualität zu bewundern. Ach ja, SRF: Zeigt es doch bitte wieder einmal!  

1993; Blu-ray

Hier geht's zur Kritik von «Talk to Me».

*angegebene physische und digitale Verfügbarkeiten (Stand: Juli 2023) beziehen sich auf Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum, ausser bei Youtube; sonstige Publikationen ohne deutsche Tonspur sind nicht berücksichtigt; vergriffene Blu-ray/DVD-Editionen sind in der Regel als 2nd-Hand-Artikel weiterhin erhältlich, wenn auch oft zu überrissenen Sammlerpreisen.

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Von Patrick Schneller am 26. Juli 2023 - 17:00 Uhr