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Interview

Neues aus der Welt – «Bin ich zu egoistisch ?»

Hollywoods nettester Star Tom Hanks ist auch privat gern ein Netter. Besonders zu seinen drei Enkelinnen.

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The actor Tom Hanks in Toronto, Sept. 7, 2019. Hanks is playing Mister Rogers in a new movie and is just as nice as you think he is. "I recognized in myself a long time ago that I don't instill fear in anybody," said Hanks. "Now, that's different than being nice, you know? I think I have a cache of mystery. But it's not one of malevolence." (Daniel Dorsa/The New York Times)

Tom Hanks : Zum ersten Mal in seiner langen Karriere sass er vor der Kamera auf einem Pferd.

DANIEL DORSA/The New York Times/

In den «Toy Story»-Trickfilmen lieh er Sheriff Woody seine Stimme. Doch in einem echten Western hat Tom Hanks in seinen 40 Jahren Hollywoodkarriere nie mitgespielt. Das ändert sich mit «Neues aus der Welt» (Review hier).

Streaming: Warum hat dasso lange gedauert? 
Tom Hanks:
Weil kaum noch Western gedreht werden. Die verkaufen sich international nicht mehr. Science-Fiction hat das Genre mehr oder weniger abgelöst. Doch dieser Film geht viel tiefer, also nichts mit simplem Rumgeballere. Er ist auch für die heutige Zeit sehr relevant.

Obwohl wir von der Zeit ums Jahr 1870 reden?
«Neues aus der Welt» hält uns vor Augen, dass unsere Geschichte ein verdammtes Ding nach dem nächsten fabriziert hat und wir seit damals nicht viele Fortschritte gemacht haben. Natürlich haben wir heute Rechte und Freiheiten, die sich damals niemand erträumt hätte. Aber wir sind immer noch so gespalten wie vor dem Bürgerkrieg.

Ihr Film zeigt ein Amerika des 19. Jahrhunderts, das voller rassistischer, gewalttätiger und ekelhafter Leute ist …
… die es schon immer gab und immer geben wird! Man braucht nicht lange zu suchen, um sie zu finden. Ihr Gewerbe ist der Hass. Und ihr Ziel ist, einen Keil zwischen uns zu treiben.

Ihr Captain Kidd ist ein mitfühlender Mensch.
Sehr sogar. Deshalb kann ich mich gut in ihn hineinversetzen. Es ist leichter, eine Rolle zu spielen, zu der man eine Verbundenheit spürt. Der Nachteil dabei ist, dass man sich emotional so stark auf seine Filmfigur einlässt, dass man abends zu Hause nicht mehr abschalten kann. Das war bei mir während der drei Monate Dreharbeiten so.

Sie haben drei Enkeltöchter, zwei davon im Alter Ihres Filmschützlings Johanna. Wie ist Opa Tom denn so drauf?
Ich rufe mich nun sicher nicht zum grossartigsten Grossvater der Welt aus. Solch ein Urteil sollte von den Enkeln kommen. Ich habe keine Ahnung, ob sie mich wirklich als tollen oder witzigen Opa sehen. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. Ich bin fasziniert davon, wie neugierig sie sind. Meine älteste Enkelin ist 9, und sie beschäftigt sich mit mehr Dingen im Leben als ich als Erwachsener.

Wenn man sich die Lebensumstände der Menschen im Film ansieht, kann man eigentlich nur für das dankbar sein, was wir heute alles haben.
Deshalb nehme ich auch nichts in meinem Leben als gegeben hin. Ich bin unglaublich dankbar für alles, was ich habe! Ich bin 64 und befinde mich jetzt in einem hinteren Lebensabschnitt. Mir ist nichts wichtiger als meine Verbindungen mit jenen Menschen, die ich liebe.

Sprich: Ihre Filmkarriere ist nebensächlich geworden?
Ich habe einen grossartigen Job, der mir viel Freude bringt. Doch meine Prioritäten liegen inzwischen woanders. Ich frage mich oft, ob ich zu egoistisch bin, wenn ich Filme drehe, anstatt die Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen.

Und wie lautet die Antwort?
Ein neuer Vorsatz: Wenn ich einen neuen Film drehe, muss immer ein Familienmitglied mit mir arbeiten. Diesmal war mein Sohn Truman mit dabei im Kamerateam.

Und zuvor war es Trumans Bruder Colin, der mit Ihnen vor der Kamera stand.
Stimmt. Das war vor 12 Jahren.

Was war der Unterschied?
In «Neues aus der Welt» habe ich zum ersten Mal vor der Kamera auf einem Pferd gesessen.

Von Karen Martin am 31. Januar 2021 - 15:20 Uhr