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Frühlingsputz beim Streaming-Riesen

Disney+ löscht über 50 Eigenproduktionen

Wenig populäre Serien wie «Willow» oder Filme wie «Artemis Fowl» werden auf Disney+ weggefegt und sind nicht mehr auffindbar.

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Wenig populäre Serien wie «Artemis Fowl» werden auf Disney+ weggefegt und sind nicht mehr auffindbar.

Weg vom Disney+-Fenster: Der Streamingdienst hat «Artemis Fowl» und viele weitere Eigenproduktionen entfernt.

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Marco Spiess

Mein Lieblingsfilm immer verfügbar, meine Lieblingsserie stets griffbereit – das sind Vorteile des Streamings. Nicht mehr! Disney hat angekündigt, dass rund 50 Eigenproduktionen vom Streamingdienst Disney+ verschwinden werden. Und da diese exklusiv für den Online-Konsum produziert wurden, sind sie faktisch nicht mehr existent.

Es mutet bizarr an: Die im November lancierte Serie «Willow», die Romanverfilmung «Artemis Fowl» oder die Kinderbuch-Adaption «Flora & Ulysses» haben sicher nicht alle zufriedengestellt, aber nun sind sie bereits weg oder dürften bald weg sein. Zusammen mit Serien wie «Y: The Last Man» und «Turner & Hooch» oder Filmen wie «Stargirl», «Der einzig wahre Ivan» und dem «Black Beauty»-Remake mit der Stimme von Kate Winslet.

Der offizielle Grund sind die Kosten. Disney+ hat 2023 bereits vier Millionen Abonnenten verloren und auch der Mutterkonzern Disney ist bereits am Sparen. Da fiel es wohl leicht, sich von Produktionen zu trennen, die nicht gut angekommen sind – Kenneth Branaghs Flop «Artemis Fowl» wird kaum ein Mensch zweimal sehen wollen, weshalb sich der Aufschrei in Grenzen halten dürfte.

Und doch gibt es zurecht Kritik. Zum einen von den Machern. So schrieb «Willow»-Autor John Bickerstaff auf Twitter: «Sie gaben uns sechs Monate. Das Geschäft ist grausam geworden». Da Disney durch die Streichung auch Tantiemen einspart, wird das Thema sicher auch beim aktuellen Autoren-Streik in Hollywood aufgegriffen. Denn gerade die eh schon unterbezahlten Drehbuchautoren, die für Streaming-Dienste Fliessband-Arbeit leisten, müssen nun damit rechnen, dafür noch schlechter entlöhnt zu werden. 

Gemunkelt wird etwa, dass einige Autoren, Regisseure oder Schauspieler (deren Gewerkschaft sich ebenfalls einen Streik überlegt) in Zukunft neue Klauseln in ihre Verträge einbauen könnten, etwa eine minimale Laufzeit oder einen Vorführzwang. 

Die andere Kritik kommt von Konsumenten und Konsumentinnen. Denn auch wenn nicht viele die betroffenen Produktionen gesehen haben, so irritiert doch der Umstand, dass sie nun weggefegt sind. Früher erwarb man sich einen Film oder eine Serie physisch auf VHS, DVD oder Blu-ray. Wenn nun nur ein Stream existiert und der Streamer das Angebot streicht, ist Aus die Maus. Es bleibt nur Piraterie oder Resignation. Und beides ist sicher nicht im Interesse der Anbieter.

Ob Disneys Schritt Schule macht, muss sich zeigen. Warner Bros. Discovery, die schon Filme vor der Veröffentlichung gestrichen haben, um Steuern abzuschreiben (siehe letztes Jahr «Batgirl»), dürften davor sicher nicht zurückschrecken. Die Firma ist schon lange daran, ihr eigenes Streaming-Portal Max (früher HBO Max) umzukrempeln, und wird genau hingucken, wie die Einsparungen von Disney+ ankommen.

Von Marco Spiess am 31. Mai 2023 - 09:38 Uhr