Die Band aus dem Baukasten: «Girl You Know It’s True», ab 21. Dezember 2023 im Kino

Haben sie gesungen oder nicht? Das ist die Frage. Das deutsche Discopop-Duo Milli Vanilli hatte Ende der 80er drei Hits, die es in den USA auf Platz 1 der Billboard-Charts schafften, darunter «Girl You Know It’s True».

Das Duo war eine Erfindung des Münchner Produzenten Frank Farian (82), der in den 70ern schon Boney M. zum Erfolg gemanagt hatte. Milli Vanilli gewannen einen Grammy, mussten ihn aber zurückgeben, als Farian bekanntgab, dass die zwei nicht selber gesungen hatten.

Komödienregisseur Simon Verhoeven («Männerherzen»), Sohn von Senta Berger, hat die verrückte Geschichte nun verfilmt. Im Zentrum stehen die Breakdancer Rob Pilatus (Tijan Njie) und Fab Morvan (Elan Ben Ali): Pilatus ein Adoptivkind deutscher Eltern, Morvan ein Banlieue-Junge aus Paris. Die zwei werden von Frank Farian (Matthias Schweighöfer) 1988 für eine vorproduzierte Single als Coverduo engagiert.

Sänger John Davis schien  zu wenig vermarktbar. Sie sollen zum Playback die Lippen bewegen und tanzen. Als die Single zum Megahit wird, wirbt die US-Plattenfirma Arista sie ab, holt sie nach L.A. Doch den beiden bekommt der plötzliche Ruhm schlecht: Drogen, Groupies, Abstürze. Dann lässt der genervte Farian die Bombe platzen.

Temporeich und mit Augenzwinkern erzählt Verhoeven, wie man im Legostil eine Band bastelt und vermarktet. Nur schon, wie die beiden mit Rastazöpfen und bunten Anzügen einen eigenen Stil lancierten – unterstützt durch MTV-Videos –, war ein Teil des Erfolgs. Auch der süsse Name passte. Wie weit bei der Konfektion von Popbands Echtheit noch angesgt ist, diese Frage stellt sich heute erst recht.

Verhoeven lässt auch den tragischen Teil nicht aus: die Selbstüberschätzung, den Koksrausch, der letztlich im Überdosis-Tod von Rob Pilatus endete.

Ein Highlight ist Matthias Schweighöfer als leidenschaftlicher, gerissener Strippenzieher Frank Farian (850 Millionen verkaufte Tonträger). Zumindest Fab Morvan (57) hat bewiesen, dass er singen kann – auf seinem Soloalbum «Love Revolution» (2004). Im selben Jahr war er auch in der RTL-Dschungelshow dabei. So nahe können Erfolg und Absturz beieinanderliegen.