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Kino – «Ingeborg Bachmann»

Dazwischen ein Ozean

Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Auch ein Schriftstellerpaar ist nicht gefeit vor Krisen.

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Verlieben sich in Paris: Bachmann (Vicky Krieps) und Frisch (Ronald Zehrfeld).

Verlieben sich in Paris: Bachmann (Vicky Krieps) und Frisch (Ronald Zehrfeld).

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Antonio Gattoni

Wieso schreibst du immer über Frauen, wo du sie doch nicht verstehst?», soll die Mutter von Max Frisch (1911–1991) einmal zu ihm gesagt haben. Der Schweizer Autor und seine komplizierte Beziehung zu Frauen, das ist ein Thema, das sich durch viele seiner Romane zieht, von «Stiller» bis «Montauk».

Als Inspiration für sein Schreiben diente ihm auch die Beziehung mit der österreichischen Dichterin Ingeborg Bachmann (1926–1973). 2022 erschien ein Buch mit dem Briefwechsel der beiden, unter dem vielsagenden Titel «Wir haben es nicht gut gemacht». Nun hat sich auch die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta des Künstlerpaares angenommen, natürlich aus der Sicht von Bachmann.

Es beginnt mit einer Reise in die Wüste. Bachmann (Vicky Krieps) reist mit Autor Adolf Opel nach Marokko, um in der Hitze die Trennung von Frisch zu verarbeiten. Kennengelernt hat sie Frisch (Ronald Zehrfeld), als er ihr einen Fanbrief schrieb. Sie treffen sich im Juli 1958 in Paris, spazieren über Brücken, spielen sich geflügelte Worte zu und verlieben sich.

Bald zieht Bachmann zu Frisch nach Zürich. Doch die freiheitsliebende Frau fühlt sich in der biederen Enge unwohl, will lieber in Rom leben. Sie stört sich am harschen Ton der Schreibmaschine, die er mit ein bis zwei Fingern bearbeitet. Frisch hingegen ist eifersüchtig auf ihre männlichen Verehrer, ist irritiert über Bachmanns Skepsis gegenüber monogamen Bindungen.

1963, nach vier Jahren, trennen sie sich, Bachmann leidet danach an psychischen Problemen und tut sich schwer mit dem Schreiben.

Margarethe von Trottas Drama setzt mehr auf exemplarische Episoden als auf einen eigentlichen Plot. Die Dialoge wirken etwas gestelzt, dennoch gibt der Film einen pointierten Einblick in die berühmte Literatenbeziehung.

Das reicht vom Flirt- und Egoduell der Wortgiganten über die damals starren Geschlechterrollen und die Schwierigkeit, als Frau im Literaturbetrieb Erfolg zu haben, bis zur Frage: Darf ein Autor private Details in seine Bücher nehmen?

Dazu kommt der übliche Ozean zwischen Männern und Frauen, wie Frisch in «Montauk» schreibt. Das alles wird angetippt, aber nicht ganz vertieft. Während Vicky Krieps Bachmann mit viel Präsenz spielt, fehlt bei Ronald Zehrfeld etwas die intellektuelle Schärfe Frischs. Die Beziehung bleibt aber als etwas Spezielles haften.

Ingeborg Bachmann

Drama

Mit Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Tobias Resch

D/CH 2023, ab 26. Oktober 2023 im Kino 

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Von Antonio Gattoni am 25. Oktober 2023 - 09:00 Uhr