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The Woman in the Window – Am Fenster zum Hof

In Joe Wrights Thriller «The Woman in the Window» wird Amy Adams am Fenster Zeugin eines Verbrechens – doch niemand glaubt ihr.

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The Woman in the Window

Der Blick aus dem Fenster: Für Anna (Amy Adams) wird er plötzlich zur Bedrohung.

Melinda Sue Gordon/Netflix

Angst, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren, Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen, Furcht vor fernen Reisen und ohne Begleitung: Agoraphobie (von gr. agorá, Marktplatz, und phóbos, Furcht) geht häufig einher mit körperlichen Reaktionen wie erhöhter Herzfrequenz, Schweissausbrüchen, Irrealitätsgefühlen oder Todesangst – dies nur einige der häufigsten und allgemeineren Symptome. Rund vier Prozent der Weltbevölkerung sind von dieser Angst betroffen.

Zu ihnen zählt auch die Kinderpsychologin Anna Fox (Amy Adams, «Streaming»-Interview hier). Sie leidet zunehmend an Agoraphobie, weshalb sie seit einiger Zeit ihre New Yorker Wohnung nicht mehr verlässt. Stattdessen verbringt sie ihre Zeit in Online-Chats, mit einem (oder mehreren) Glas Wein vor dem TV, oder sie sitzt am Fenster und beobachtet ihre Nachbarn.

Als eines Tages Jane Russell (Julianne Moore) vor der Tür steht, verändert sich etwas in Annas Leben. Sie öffnet sich gegenüber der sympathischen Nachbarin, eine Verbundenheit entwickelt sich. Doch die junge Freundschaft erleidet bald einen krassen Dämpfer: Eines Nachts wird Anna Zeugin eines tätlichen Angriffs auf Jane, die tags darauf wie vom Erdboden verschluckt ist.

Anna meldet den Vorfall der Polizei und zieht damit die Aufmerksamkeit von Janes Mann Alistair Russell (Gary Oldman) auf sich. Der präsentiert seine Frau in Fleisch und Blut (Jennifer Jason Leigh) – und die sieht zu Annas Erstaunen völlig anders aus als ihre Freundin Jane. Als sich herausstellt, dass Anna Medikamente einnimmt, die Halluzinationen auslösen können, verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Also beschliesst Anna, der Sache selbst auf den Grund zu gehen.

Nicht nur der Plot weckt Erinnerungen an Alfred Hitchcocks Klassiker «Das Fenster zum Hof», auch einige Details kommen einem reichlich bekannt vor, etwa die zentrale Rolle der Fotokamera. Und doch ist «The Woman in the Window» kein Remake des Krimis aus den 50ern.

Tatsächlich basiert der Psychothriller auf dem gleichnamigen Debütroman des US-Autors A. J. Finn, der 2018 veröffentlicht wurde.

Da es das Buch innert kürzester Zeit auf Platz eins der «New York Times»- Bestsellerliste schaffte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand die Filmrechte sichern würde, um das Buch zu adaptieren. Als Regisseur kam Joe Wright («Die dunkelste Stunde») an Bord, der sich mit Dramen mehrfach profilieren konnte und vor zehn Jahren mit «Wer ist Hanna?» auch sein Talent für mitreissende Thriller unter Beweis gestellt hat.

Der ursprüngliche Starttermin im Herbst 2019 verzögerte sich jedoch: Die Testvorführungen fielen unbefriedigend aus, und das anwesende Publikum war grösstenteils verwirrt. Also wurden Nachdrehs angeordnet und der Kinostart ins Jahr 2020 verschoben. Doch Corona machte «The Woman in the Window» erneut einen Strich durch die Rechnung.

Nun ist es endlich so weit, und der Nervenkitzel  kommt zu Netflix. Die Erwartungen sind hoch, auch wenn langes Herumbasteln bekanntlich nicht für jeden Film gut ausgeht.

The Woman in the Window

Netflix | Psychothriller | USA 2021

Mit Amy Adams, Gary Oldman, Julianne Moore; Regie: Joe Wright

Spannender als Hitchcock?

ab 14. Mai

Bewertung aus dem Juni-Heft: ★★☆☆☆

Die lange Produktionsphase hat «The Woman in the Window» nicht gutgetan. Amy Adams spielt die Psychologin Anna Fox, die einen Mord durchs Fenster beobachtet. Sie zeigt eine passable Leistung, stolpert aber über ein fades Drehbuch.

So verkommt der vermeintliche Spannungsaufbau zur langweiligen Genre-Routine, einige Effekte und Figuren driften ins Lachhafte ab, und die Auflösung lässt kalt. Was Joe Wrights Missgriff vor dem Totalabsturz rettet, sind die stimmigen Bilder, die entfernt an das Hitchcock-Vorbild erinnern, sowie die gewohnt geniale Kameraführung von Bruno Delbonnel. 

Visuell top, der Rest eher ein Flop

 

Von Robin Keller am 2. Mai 2021 - 23:09 Uhr