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Cherry – Die durch die Hölle gehen

Joe und Anthony Russo erzählen in «Cherry» von einem traumatisierten Irakkrieg-Rückkehrer, der in die Drogen abrutscht.

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Cherry

Traumatisiert: Sanitätssoldat Cherry (Tom Holland) kommt im Irakkrieg auf den Horrortrip.

ZVG

Die Opioid-Krise hat in den USA verheerende Ausmasse angenommen. Ende der 90er-Jahre führte die einfache Verfügbarkeit von Schmerzmitteln zu einem starken Anstieg der Zahl Medikamentensüchtiger. Damals brachte die Pharmafirma Purdue breitenwirksam das Schmerzmittel Oxycontin auf den Markt. Ein Mittel, das schnell sehr abhängig macht.

Als die Behörden den Zugang zum Medikament stark einschränkten, wichen viele Süchtige auf andere Opioide wie Heroin oder Fentanyl aus. Oft werden die Drogen dabei so gestreckt, dass eine Dosierung schwierig ist. Die makabre Bilanz: Seit 1999 starben in den USA etwa 450 000 Menschen an einer Überdosis, allein 2020 waren es 81 000.

Mit der Opioid-Krise beschäftigt sich auch «Cherry», der neue Film der Russo-Brüder. Im Zentrum steht Cherry (Tom Holland, Interview hier), ein junger Mann aus Ohio. Als er sich 2005 aus Liebeskummer zur Armee meldet, landet er als Sanitätssoldat im Irak. Dort muss er die Därme von Verletzten wieder reinstopfen und kehrt traumatisiert nach Hause zurück.

Um seine Seelenqual zu lindern, nimmt er Medikamente, bald auch härtere Drogen wie Heroin. Es geht nicht lange, da dominiert die Sucht sein Leben. In der Not fängt er an, Banken zu überfallen.

«Cherry» ist ein eindrücklicher Film über einen Kriegsversehrten, der in die Sucht schlittert – quasi die Drogenversion von «American Sniper» (2014). Die Brüder Joe und Anthony Russo, bekannt als Regisseure der letzten zwei «Avengers»-Filme, hatten für «Cherry» ein Budget von «nur» 10 Mio. zur Verfügung – Peanuts, verglichen mit den 350 Mio. bei «Avengers: Endgame».

Sie ziehen dennoch alle dramaturgischen Register, von Zeitlupe bis Opernmusik – manchmal etwas zu plakativ, etwa bei den Kriegsszenen. Der Absturz in die Sucht wirkt aber authentisch, auch dank «Spider-Man»-Darsteller Tom Holland.

«Cherry» basiert auf dem semibiographischen Buch von Nico Walker (36), der 2012 zu elf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Über den Medienkanal BuzzFeed kam er mit einem Verleger in Kontakt und schrieb seine Geschichte nieder, die 2018 publiziert wurde. Im Oktober 2019 kam er frühzeitig frei und zahlt nun der Bank mit seinen Bucheinnahmen das geraubte Geld zurück.

Die Russo-Brüder wollten den Stoff unbedingt verfilmen und überboten mit 1 Mio. Dollar gar Warner beim Kauf der Rechte. «Es war uns sehr wichtig, diese Geschichte zu erzählen, zumal wir selbst aus Ohio stammen. Drogensüchtige werden ja oft totgeschwiegen.» Ihr Film sorgt dafür, dass sich das ändert.

Cherry ★★★★☆

Apple TV+ | Drama | USA 2021

Mit Tom Holland, Ciara Bravo, Jack Reynor u . a.; Regie: Joe und Anthony Russo

Kriegstrauma und Sucht in einem packenden Drama

ab 12. März

 
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Von Antonio Gattoni am 3. März 2021 - 22:21 Uhr