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The Dissident – Der Kampf geht weiter

Die Doku «The Dissident» rollt den Mord am Journalisten Jamal Khashoggi auf.

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Brutal: Jamal Khashoggi fiel dem Mordauftrag von Kronprinz Mohammed bin Salman (Bild) zum Opfer.

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Der schockierende Mord an Jamal Khashoggi im Auftrag der saudischen Führung löste 2018 internationale Empörung aus. In seiner Dokumentation «The Dissident» beleuchtet der Filmemacher Bryan Fogel die Hintergründe der Bluttat und gibt vertiefte Einblicke in Leben und Schaffen des regimekritischen Journalisten aus Saudi-Arabien.

Und er enthüllt, dass Khashoggis Mission nicht mit ihm starb, sondern vom saudischen Protegé Omar Abdulaziz weitergeführt wird.

Fogel hatte 2018 für seine Doku «Icarus» (über einen furchtlosen russischen Dopingermittler) einen Oscar gewonnen. Für sein Nachfolgewerk «wollte ich eine ähnlich starke und wichtige Persönlichkeit finden», so Fogel im Interview mit «Streaming». Dann las er vom gewaltsamen Tod Khashoggis in der saudischen Botschaft in Istanbul, der laut CIA von Kronprinz Mohammed bin Salman angeordnet wurde.

Fogel startete seine Recherche über den toten Chefredaktor des Al-Arab-News-Channel und war tief beeindruckt: «Er war kein Radikaler, sondern ein moderater Mann, der sich für Meinungs- und Pressefreiheit in seinem Land einsetzte.»

Khashoggi verfolgte sein Ziel mit solcher Hingabe, dass er 2017 lieber ins Exil ging, als sich von seiner Regierung zensieren zu lassen.

Fogel porträtiert Khashoggis humanistisches Credo und dessen politische Visionen. Dabei lässt er seinen besten Freund Abdulaziz und seine Verlobte Hatice Cengiz sprechen. Die türkische Schriftstellerin war der Grund, warum Khashoggi 2018 ins saudische Konsulat kam, da er ohne Geburtsurkunde nicht heiraten durfte. Nach dem Mord an seinem väterlichen Freund floh Abdulaziz ins kanadische Exil, an einen streng geheimen Ort.

Dort erhält der Video-Blogger Todesdrohungen. Sein eigener Vater hat sich abgewandt – «bestimmt, weil er bedroht wurde». Zwei seiner Brüder wurden verhaftet, «um mich zum Schweigen zu bringen».

Doch der 29-Jährige führt Khashoggis Lebenswerk unbeirrt weiter: «Ich habe stets Jamals Stimme im Kopf, wie er sagt: ‹Wir haben eine Botschaft zu verkünden, lass uns ihnen Zunder geben!›»

Mit «ihnen» sind die saudischen Machthaber gemeint, deren Einfluss bis nach Hollywood reicht. Das musste Fogel erfahren, als er seine Doku den Streamingdiensten Netflix, Amazon Studios und Apple anbot. Alle winkten ab – aus Angst, die Saudis zu verärgern. Das öffnete dem tief enttäuschten Fogel endgültig die Augen, «wie selbst globale Streaming-Giganten kuschen, weil sie Angst um ihr Business haben».

Ihm blieb nur, seine Doku über eine unabhängige Verleihfirma als Bezahlvideo zu veröffentlichen. Jetzt hat sich Sky die Rechte für den deutschsprachigen Raum gesichert.

Derweil wurde auf Online-Plattformen wie der Filmkritiker-Website «Rotten Tomatoes» gegen die angeblichen Lügen aus «The Dissident» gehetzt. Fogel: «Die Saudis wissen, wie man Social Media kontrolliert. Sie haben die Macht und das Geld, Meinungen zu erzeugen.»

Was am Ende nichts half. Die Bewertungsnoten vom Publikum stiegen in stratosphärische Höhen. «Die Propaganda-Kampagne gegen uns», sagt Bryan Fogel, «hat für viele noch einmal verdeutlicht, dass ‹The Dissident› der Wahrheit entspricht.»

The Dissident ★★★★★

Sky Show | Dokumentation | USA 2020

Mit Omar Abdulaziz und Hatice Cengiz; Idee und Umsetzung: Bryan Fogel

Eine Doku, die erschreckend und bewegend zugleich ist.

ab 5. Juli

Von Christian Thiele am 30. Juni 2021 - 10:10 Uhr